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Ostseeumrundung 2004

Ostseeumrundung 2004

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Na das darf ja wohl nicht wahr sein, keine 10 km gefahren und Nick winkt mich auf einen Parkplatz und nestelt an seinem Werkzeugguertel: "Falk, wir muessen bei dir schrauben!". Klasse Start in den Urlaub. Mein Bremslicht leuchtete permanent, aber das lag nur daran, das die Gluehlampe etwas verkantet in der Fassung hockte. Dieses Problem haben wir innerhalb einer Zigarettenlaenge geloest - das war aber auch das (fast) einzige Problem in den kommenden 9200 km.

Das Ziel dieser Reise lautete: wir machen eine grosszuegige Umrundung der Ostsee, besuchen die neuen EU-Staaten, Finnland, Norwegen und Schweden. Eine feste Route war nicht ausgemacht, nur einige wenige Eckpunkte, quasi zu Hause, Kotka in Finnland, Nordkap und zu Hause. Ausserdem sollte diese etwas laengere Reise dazu dienen, unsere Ausruestung und die Maschinen noch einmal langstreckentauglich fuer die grosse Reise 2005 zu testen.

Nach 30 km Fahrt wurden in Polen bei Guben erstmal die Spritfaesser befuellt, bei 43l Inhalt und den polnischen Preisen lohnt sich das abwarten schon. Der Tankwart schaute recht verdutzt, als er einen Moppedfahrer abkassieren wollte und jener sage und schreiben 75l Benzin bezahlen wollte. Diese fragenden Blicke haben wir dann auf unserer Reise noch oefter gesehen. Der nette deutsche Grenzer fragte uns, wohin es denn gehen sollte, bei der Antwort "Norwegen" blickte er dann genauso wie spaeter die Tankwarte. In Polen dann ging es auf kleinen und mittleren Landstrassen immer in Richtung Masuren, wobei wir moeglichst Staedte mieden. Polen ist speziell in den Masuren ein sehr schoenes Reiseland, auch fuer Motorraeder. Solange man sich von der Grenze und den grossen Staedten fern haelt, gibt es absolut keine Probleme mit der Kriminalitaet, trotz der hartnaeckigen Vorurteile in der Heimat. Lediglich die waghalsigen Ueberholmanoever polnischer Autofahrer zerrten etwas an unseren Nerven. Das Wetter spielte so halbwegs mit bis auf 2 wirklich heftige Gewitter und Sturzbaeche von oben. Beim zweiten Gewitter war eine Weiterfahrt undenkbar, die Spurrinnen in den Strasse standen voller Wasser, man hat nichts mehr gesehen und die Autofahrer wollten unbedingt nachschauen, was in unseren Ortliebrollen auf dem Heck so Schoenes drin ist. So stellten wir uns in einem Bushaeuschen unter und warteten. Dann gab es die ersten Verluste zu vermelden: mein betagtes Garmin GPS 12MAP, auf vielen Reisen und widrigsten Umstaenden eigentlich bewaehrt, wurde leicht inkontinent und funktionierte dann 3 Tage nicht mehr. Aber irgendwann war es wieder innen getrocknet und dann gab es den Rest der Reise keine weiteren Schwierigkeiten mehr. Als der schlimmste Regen vorbei war, sind wir weiter und haben dann abends nach 635 km die Masuren erreicht. Zwischen Biskupice und Mragowo haben wir einen netten, preiswerten Zeltplatz gefunden und sofort begonnen, uns an die nun kommende Routine zu gewoehnen, ich baue das Zelt auf, Nick kocht, abwaschen darf ich dann wieder.

Fuer den naechsten Tag stand das zweite neue EU-Land auf dem Roadbook. Zuerst aber genossen wir noch ein paar Stunden die Einsamkeit in den Masuren, die kleinen, kurvigen Nebenstrassen und die schoene Landschaft lassen den Wunsch aufkommen, hier noch einmal mit mehr Zeit herzukommen. Da es nur zwei Grenzuebergaenge nach Litauen gibt, entscheiden wir uns fuer den weiter oestlich gelegenen, weil der naehere Grenzuebergang an einer grossen Europastrasse liegt und wir befuerchteten, einige der vielen LKWs vom Vortag dort wiederzutreffen. An der Grenze dann erwarteten wir eine Menge, aber nicht das, was uns dann passierte: voellig menschenleer, verwaiste Verkaufsstaende, leere Strassen und gelangweilte Zoellner, die recht lustlos unsere Paesse kontrollierten. Und dann waren wir auch schon in Litauen. Litauen unterschied sich nicht gross von Polen, es wirkte allerdings deutlich aermlicher. Was uns in Litauen gleich besonders aufgefallen ist, war das wirklich jedes Auto, auch wenn es gleich auseinander zu fallen droht, eine Alarmanlage "miep miep" hatte. Als Nick in einem Supermarkt einkaufen war, war staendig dieses "miep miep" zu hoeren ;) An der naechsten Tanke besorgten wir uns erst einmal eine Strassenkarte, was sich im Nachhinein mehr oder weniger als Fehlkauf erwies: die Strassen und Nebenstrassen, die auf den ADAC-Uebersichtskarten vorhanden waren, waren auch so im Groben die einzigen Strassen auf der normalen Strassenkarte :) . Viel mehr gab es eben einfach nicht. Auf Nebenstrassen sind wir ueber Marijanpole dann wieder westlich immer an der Grenze zur russischen Enklave Kaliningrad (Koenigsberg) in Richtung Kurisches Haff/Kurische Nehrung gefahren. Die Fahrt war recht anstrengend, da der Strassenzustand doch recht uebel war und dazu noch ein heftiger Wind wehte, der mit gelegentlichen Regenschauern alles noch verschaerfte. Aber richtige (TM) Endurofahrer stoert sowas bekanntlicherweise ja nicht ... In Klaipeda fanden wir keinen Campingplatz und der Reisefuehrer sagte, das es auf der Kurischen Nehrung keinen Campingplatz gaebe und das wilde zelten aufgrund des sich dort befindenden Naturschutzgebietes verboten waere. Das stellte sich am kommenden Tag allerdings als Trugschluss heraus, in Nida gibt es sehr wohl einen Campingplatz. Wir sind dann weiter Richtung Sueden und lt. Karte gaebe es in Palanga mehrere Campingplaetze. Auf der Schnellstrasse von Klaipeda nach Palanga standen ploetzlich sehr viele Autos mit grossen Schildern an der Strasse, die so freie Zimmer anboten. Es stellte sich heraus, das Palanga _ der _ Ort war, wo ganz Litauen Sommerurlaub an der Ostsee macht. Die Campingplaetze waren allerdings gemaehte Wiesen ohne oder mit nicht akzeptablen sanitaeren Einrichtungen. Das wollten wir uns dan doch nicht antun und haben weitergesucht. Schliesslich fanden wir einen privaten Platz, wo wir preiswert campen durften und wo es wenisgstens ein WC mit Waschgelegenheit gab. Heute haben wir 567 km geschafft, eigentlich viel mehr, als wir wollten.

Auf unserem Reiseplan stand als Muss der Besuch der Kurischen Nehrung, also sind wir am naechsten Tag wieder zurueck nach Klaipeda und haben die Faehre gesucht. Nach einigen Fehlversuchen, per Karte und GPS diese zu finden, sprach ich ein paar einheimische Taxitreiber an und die erklaerten uns dann sehr gestenreich und in einem abenteuerlichen Mix aus englisch und russisch, wie wir die Faehre finden. ;) Nachdem wir mit der Faehre die Insel erreicht und unser Eintrittsgeld entrichtet haben, genossen wir erst einmal die Strecke und die Ruhe. Leicht geschwungen, hoch, runter und durch vielen Kurven schwangen wir uns komplett durch bis zur russischen Grenze. Rueber durften wir nicht und so sind wir wieder zurueck, entdeckten den lt. Reisefuehrer nicht existenten Campinplatz in Nida und bestaunten die grosse Duene dort. Die ist an der hoechsten stelle ca. 60 m hoch und damit die groesste Duene Europas. Man fuehlte sich gleich wie in Afrika. Zur Mittagszeit suchten wir uns in Nida ein nettes Restaurant, wo wir draussen sitzend lecker speisten. Spaeter kam ein schwedisches Paaerchen auf der grossen und kleinen GS vorbei und wir tauschten uns ueber die Reiserouten und das Wetter aus. Ein Satz des Schwedens ist mir die ganze Fahrt ueber nicht aus Kpf gegangen, sie haben Estland besucht und die grosse Runde inklusive Narva (Grenze zu Russland, bei St. Petersburg) gemacht. Der Kommentar zu Narva: "the asshole of europe" ;) In Klaipeda haben wir dann die Tanks befuellt und beim rausbeschleunigen aus der Tanke heraus habe ich mich fast gewaffelt, das Hinterrad brach urploetzlich aus. Ich dachte laengere Zeit, das da einfach ausgeflossener Diesel war, aber den wahren Grund habe ich dann 2 Wochen spaeter in Norwegen auf der Trollstige entdeckt. Auf der Kuestenstrasse entlang der Ostsee sind wir dann weiter Richtung Lettland gefahren. Die Gegend wurde immer verlassener und die Strasse war auch menschenleer. Ploetzlich war die Grenze da, wir waren die Einzigen und die Zoellner(innen) waren offensichtlich erfreut ueber eine Abwechslung. Schnell und unkompliziert durften wir in Lettland einreisen, unser drittes Land seit dem Start. Lettland war noch einsamer als Litauen, wir sind ca. 100 km einfach mehr oder weniger geradeaus im Wald gefahren - die auf der Karte eingezeichnete Nebenstrecke direkt an der Kueste haben wir leider nicht gefunden. Gelegentlich sahen wir am Strassenrand verlassene Haeuser - eher Ruinen - und viele leere und zerstoerte (sozialistische) Industrieanlagen und so gut wie keine Menschen. Der naechste grosse Ort war Liepaja, eine ehemalige Flottenbasis der Russen. Diese Stadt war eine einzige Katastrophe. Wer ehemalige russische Garnisionsstaedte in den alten Ostblockstaaten kennt, weiss, was ich meine. Alles kaputt, Loecher in den Strassen, in die Kleinwagen reinpassen wuerden, alles grau und schmutzig, apathisch wirkende Menschen. Hier wollten wir nur schnell wieder weg. Die Schnellstrasse in den Norden haben wir wieder bald wieder verlassen, die Unmengen von LKWs haben gewaltig genervt. Auf Nebenstrassen sind wir dann weiter in Richtung Norden nach Ventsplis gefahren. Was in Lettland auffiel: jeder, aber auch wirklich jeder Feldweg hatte ein nagelneues Vorfahrtsschild und auch die sonstige Beschilderung soweit ab vom Schuss war ausgesprochen vorbildlich. Irgendwann machten wir eine kleine Rast direkt am Meer, da das Wetter sich deutlich gebessert hatte und wir mal etwas Sonne geniessen wollten. Kaum hielten wir an einer Art Parkplatz an, kam auch schon eine junge Frau aus dem Nichts und wollte gern die Parkplatzgebuehr von uns haben. Wir haben in Liepaja aber keine Bank gefunden und hatten somit kein Geld, das litauische wollte sie nicht haben. Nachdem wir ihr erklaert haben, das wir hier nicht baden, sondern nur kurz rasten wollen, wuenschte sie uns viel Spass und ging wieder. Am spaeten Nachmittag nach 392 km erreichten wir Ventsplis. Haette man mich hier mit verbundenen Augen hergebracht, ich haette ohne zu zoegern gesagt, ich waere in Italien. Die ganze Stadt war sehr mediterran, sehr gepflegt und westlich ausgestattet. Man sah keine alten Autos, sogar eingeborene Kradisten haben wir entdeckt. Nachdem wir endlich natives Geld hatten, ueberlegten wir, was wir nun machen. Die Karte versprach einen Campingplatz und wir entschlossen, das wir uns das mal anschauen. Auf den mit einer Art Fliese gepflasterten Strassen folgten wir den Wegweisern und fanden schnell den Campingplatz und waren sofort begeistert. Ein nagelneuer Platz mit allem Komfort zu guenstigen Preisen, was wollen wir mehr. Da wieder mal ein groesserer TD (technischer Dienst) bei uns selber noetig war, buchten wir eine 4-Mann Huette mit Kueche und Bad mit Dusche. Allerdings kam vor der Koerperpflege die Pflege der Maschinen, da verbogen wir aber bei Nick den Seitenstaender beim Versuch, die Kette zu schmieren. Der wurde dann recht rustikal mit einer grossen Klamotte gerichtet. Waehrend Nick das Abendessen zubereitete, war ich auf der Suche nach Bier, und das als Nichtbiertrinker. Recht schnell fand ich eine Art Kiosk, wo es sehr preiswert dieses Gebraeu gab. Der Abend klang dann gemuetlich nach einem langen Spaziergang zum Meer bei einigen Bieren und Musik aus unserem Soundsystem - haha, Komfort muss sein, wir hatten einen kleinen Weltempfaenger mit - aus.

Am naechsten Morgen verliessen wir Ventsplis und tingelten die Kueste entlang. Ein richtiges Etappenziel fuer heute hatten wir nicht geplant, wir wollten uns treiben lassen und schauen, wo wir rauskommen. Lediglich Kolka, die noerdliche Spitze von Lettland direkt an der Rigaer Bucht wollten wir unbedingt besuchen. Die Nebenstrasse nach Kolka wurde recht schnell zur staubigen Schotterpiste. Aber wir haben ja Enduros und so flogen wir im Formationsflog eng nebeneinander mit 80 bis 100 km/h die ca. 60 km lang. Es muss ein interessantes Bild gewesen sein, denn ein am Wegesrand stehender Bauer bekam seinen Mund nicht wieder zu ;) Die Fahrt war so nicht anstrengend, man musste nur etwas aufs Vorderrad achten, das schwamm ab und an mal - ein Metzeler Enduro 4 oder ein Michelin Anakee sind nicht die besten Schotterreifen ;) - und in den Kurven war auch Vorsicht geboten, denn die wenigen nativen Autofahrer pruegelten doch recht ungestuem und idealliniensuchend ums Eck. Was auch hier wieder auffiel: die nagelneuen Vorfahrtsschilder an wirklich jedem Feldweg. Von Kolka waren wir ein wenig enttaeuscht, es war einfach ein kleines, irgendwie typisch postrussisches Dorf. Etwas spaeter kehrten wir in ein kleines Strassencafe ein und genossen erst einmal Unmengen von Kaffee, Wasser und Cola. Die junge Frau, die den Laden schmiss, konnte recht gut deutsch, so war die Kommuniaktion nicht zu nschwierig. Wir bestellten dann etwas zu essen und entschieden uns dann fuer "geklopftes Schwein", was sich dann letztendlich als Schnitzel herausstellte. Das Schnitzel wurde wie in Russland zubereitet, also nicht gebraten, sondern fritiert, eine Eigenart, die ich ueberhaupt nicht mag. Aber es hat dennoch geschmeckt. Dann ging es weiter nach Jurmala. Jurmala ist eine Art Kurort, zu Zeiten der UdSSR kamen hier jaehrlich Millionen von Sowjetbuergern zum Badeurlaub oder zur verordneten/verdienten Kur. Deswegen gibt es hier ueber 100 Sanatorien, wo sich verdiente Funktionaere und Aktivisten von der harten Arbeit erholen konnten. Die Spuren der Vergangenheit konnte dieser Ort noch nicht abschuetteln und als Seebad wirkte Jurmala alles andere als mondaen. Irgendwie gefiel es uns hier nicht so richtig, alles wirkte noch so "kommunistisch", sodass wir entschieden, das wir was zu essen einkaufen und dann das Weite suchen. Eigentlich wollten wir zwischen Jurmala und Riga einen Campingplatz suchen, aber ruck zuck waren wir ploetzlich in Riga. Riga ist eine sehr lebendige Stadt mit unglaublichem Verkehr, sodass uns sehr, sehr schnell die Lust auf Stadt, Menschen und Verkehr verging und wir nur noch raus wollten. Das erwies sich als recht schwierig, weil offensichtlich die Verkehrsschilder nicht mehr fuer Riga gereicht haben und die Ausschilderung, nunja, duerftig war. Aber Dank unserer GPS-Geraete fanden wir den Weg per Discovery wieder heraus. Riga ist aber ansonsten eine schoene Stadt, wenn man die Musse hat kann man dort sicher viel entdecken. Leider gab es keine Nebenstrasse an der Kueste mehr und so mussten wir auf die Magistrale Riga - Tallin ausweichen. Das war extrem stressig, Unmengen von LKWs und jede Menge Autos mit interessanten (aehm) Fahrmanoevern. Schnell war Paernau in Estland erreicht und nach einem Check der Oertlichkeiten beschlossen wir, weiter auf die Insel Saaremaa zu fahren und dort zu campen. Die Faehre war schnell erreicht und dann machten wir einen Fehler: wir ignorierten das erste Campingplatzhinweisschild. Offensichtlich war das der einzige weit und breit und so sind wir bis zum Hauptort der Insel - Kuressare - durchgefahren. Die Campingplaetze dort erwiesen sich als Stellplaetze fuer Wohnmobile; Kradisten im Zelt waren unerwuenscht. Mittlerweile war es schon spaet und es hat angefangen zu regnen, der Spassfaktor war dahin und der Hunger gross. Ein netter Tankwart erklaerte uns den Weg zu einem anderem Campingplatz. Wir haben dann einen privaten Platz mit nagelneuen Huetten gefunden. Ich bin mir aber sicher, das es nicht der Platz war, den der Tankwart uns beschrieben hat ;) Egal, wir nahmen eine Huette, genossen die Dusche und kochten gemuetlich in der Kuechenblockhuette. Das Abendprogramm bestand nur aus Schlafen ;) Heute haben wir 662 km abgeritten, viel mehr, als wir geplant hatten und auch sonst irgendwie zuviel, wenn wir so weitermachen, sind wir nach 14 Tagen ja schon rum um die Ostsee ...

Der Reisefuehrer versprach Urgeschichtliches: es gaebe bei Kali etliche Krater, die Meteoriten verursacht haben. Nachdem wir daran vorbeigerauscht sind, fanden wir die Krater doch noch. Nunja, es waren halt ein paar grosse und kleine Loecher in der Erde ;) Ausserdem war das Wetter schei**e, es regnete seit dem Morgen. Recht schnell erreichten wir die Faehre und setzten ueber, sobald wir auf dem Festland waren, war auch der Regen verschwunden. Es gab wieder keine kleine Kuestennebenstrasse, deswegen brannten wir alle Fahrzeuge, die auf der Faehre waren und nun nach Tallin fuhren, gnadenlos her. Mittags machten wir Rast an einem kleinem Strassencafe und genossen Kaffee, Cola und Futter. 14 Uhr ereichten wir Tallin und quaelten uns durch den Verkehr und verteufelten zum ersten mal die Sonne, die uns die Tage zuvor so gefehlt hatte, aber StopNGo in der Stadt bei 30°C sind alles andere als angenehm. Die Faehre war schnell gefunden, aber irgendwie war der Herr am Schalter komisch, Nick hat sich erkundigt, wann die naechste Fahere faehrt und was es kostet. Das teilte Nick mir mit und als wir dann buchen wollten, machte dieser Mensch den Schalter dicht und ging. Wir waeren halt zu spaet dran. Aha. Dann nervte noch ein komischer deutscher Wohnmonbil-Tourist auf extrem unangenehmer Weise, manchmal kann ich verstehen, warum deutsche Touristen nicht immer willkommen sind. :( Kurzentschlossen suchten wir eine andere Faehrgesellschaft und hatten Glueck, nach 45 Minuten und je 80 EUR durften wir als erste auf die Schnellfaehre fahren. Diese Faehren zwischen Tallin und Helsinki sind Katamarane, die sehr schnell unterwegs sind, nach Helsinki benoetigten wir nur 3,5 Stunden. Die Fahrt verbrachten wir beim Kaffee vor dem Fernseher und sahen die Wiederholung des EM Halbfinales. Vorher habe ich mich noch telefonisch mit Sami - einem finnischen AT-Treiber - abgestimmt, wir waren ja im Vorfeld zu ihm eingeladen worden. Nachdem wir Helsinki erreicht haben, sind wir zuegig auf die Autonbahn in Richtung Vyborg (Russland) und haben recht schnell den vereinbarten Treffpunkt nach 462 km kurz vor Kolka erreicht, wo uns Sami schon erwartete. Nach dem grossen Hallo und der telefonischen Essenbestellung zu Hause sind wir erst einmal das Nationalgetraenk der Finnen trinken gegangen: Kaffee. Sami lud uns dann zu sich nach Hause ein, wo es dann erst einmal ein typisches finnisches Mahl - Tacos ;) - gab; dazu viel Bier der Marke "Lapin Kulta". Der Abend bei Sami und Marika war sehr angenehm, wir sassen in der Sauna, genossen das Bier, meldeten uns per Internet in der Heimat und schnatterten um die Wette. Das Highlight des Abends war dann das feierliche Versprechen, das wir Silvester 2005 in Ushuaia in Feuerland gemeinsam feiern ;) Spaet nachts gingen wir dann erschoepft ins Bett, um dann 5 Uhr wieder aufzustehen.

Sami erbot sich als Reiseleiter und hat uns jede Menge versteckter Trails und Kodak-Points gezeigt, die wir allein so nie gefunden haetten. Seine Hausstrecken rund um Kolka und in Richtung russischer Grenze war sehr kurvenreich und teilweise bestanden sie nur aus Schotter. Wir hatten trotz der fruehen Stunde und Temperaturen um die 11°C unseren Spass, keine Frage. Ploetzlich hielt Sami an und deutete auf einen ca. 100 m entfernten Waldsaum hinter dem Feld: "das ist Russland, wenn du gut bist, schaffst du es mit einem Stein bis dorthin!" ;) Dann ging es immer an der russischen Grenze auf kleinsten Nebenstrassen nach Norden. Bald bekamen wir eine Eigenart im finnischen Verkehr mit, urploetzlich hoert die Strasse auf und die Fahrt ging mit einer kleinen, kostenlosen Faehre weiter. Von der finnischen Landschaft waren wir begeistert, alles war sehr waldig und saftig gruen, dazu die unendlich vielen Seen. Am fruehen Nachmittag erreichten wir Salena, wo wir lecker brunchten. Dort trat Sami wieder den Heimweg an, nicht ohne uns vorher noch ne Menge Detailkarten von Finnland und einen speziellen, sehr detailreichen und ausserhalb von Russland nicht zu erwerbenen Autoatlas von Russland ("den koennt ihr fuer 2005 besser als ich gebrauchen!") zu ueberlassen. An dieser Stelle koennen wir uns nur noch einmal ganz herzlich fuer die Gastfreundschaft von Sami und Marika bedanken. Gegen 17 Uhr fanden wir nach 572 km einen netten Platz an einem See, wo wir unser Zelt aufschlugen und sofort das finnische Antimueckenspray "OFF" - natuerlich das gruene - ausprobierten. Der Abend verging mit essen, schnacken, Karte studieren, Muecken abwehren und angeln. Hier nun ging es langsam los mit den weissen Naechten, so richtig dunkel wurde es nicht mehr. Als alte Sonntagscrosser mit einem Faible fuer Sinisalo Klamotten stand heute der Besuch von Puolanka, dem Firmensitz von Sinisalo auf dem Programm. Ueber Lieksa, Nurmes, Sotkamo und Paltamo erreichten wir bei sonnigem Wetter Puloanka. Unsere Enttaeschung war aber gross, Puolanka ist ein ganz kleines Nest und keine Spur von Sinisalo. Dafuer trafen wir richtig viele Kradisten, idR Chopper und BMWs. Entweder war die Gegend mit ihrer Gerade bis zum Horizont die bevorzugte Gegend der hiesigen Biker oder die kamen alle vom Norkap herunter, herausgefunden haben wir es nicht. Nach dem Einkauf erwehrten wir uns den Gespraechsangeboten eines Lappen, der gleich eine besondere Eigenart der Lapplaender offenbarte, die uns Sami vorausgesagt hatte: die sprechen kein Wort englisch und auf jede Erwiderung, das wir nichts verstehen, wiederholen die Leute ihre Worte mit zunehmender Lautstaerke. Zum Schluss hat uns der kleine, gut angetrunkene Kerl regelrecht angebruellt ;) Verstanden haben wir ihn trotzdem nicht. Er war erst zu beruhigen, als sich ein Finne erbarmte und ihm eine Pulle "Lapin Kulta" gab * grins * . Spaeter, nachdem wir die Hauptverkehrsstrasse verlassen haben fanden wir Kurven und Rentiere, da wir uns nun in einem Gebiet aufhalten, wo die Rentierzucht betrieben wird. Sami warnte uns vor diesen Tieren: " es sind dumme Tiere, die hauen bei Motorenlaerm nicht etwas ab, sondern kommen interessiert naeher!" Nunja, so richtig erschrecken liessen sie sich von uns nicht und trabten idR gemaechlich von dannen. Recht schnell haben wir rausbekommen, wo man besonders auf Rentiere achten muss: an Stellen, wo der Wald gerodet wurde. Zum Gluck sprinten die nicht gleich auf die Strasse, sondern lungern meistens da schon rum. In Posio fanden wir nach 493 km einen schoenen Campingplatz an einem See. Der Hoehepunkt des Abends war dann das EM-Endspiel mit finnischen Kommentaren bei lecker Fanta ;)

Ein Blick auf das GPS macht Vorfreude: wir waren kurz vor dem Polarkreis. Das Tagesziel lautet Inari. Ueber kleine Nebestrassen sind wir los und schon bald wechselte der Belag von Asphalt zu Schotter, bis Kemijaervi hatten wir 60 km davon. Nachdem wir den Ort durchquert hatten, begann eine 80 km lange Schotterstrecke, die wir wirklich genossen haben. Mittendrin dann ploetzlich der Polarkreis. Hier in Finnland fernab der grossen Touri-Strecken war dann auch kein grosses Drumherum wie in Norwegen, kein Kommerz, nicht mal ein weisser Strich auf der Strasse, nur ein kleines, zurueckhaltendes Schild. Hier in Lappland hat sich die Landschaft sehr veraendert, alles ist hier niedrig, klein und irgendwie anders. Alles duckt sich hier, das Auge schweift ueber leicht geschwungene Huegel und sucht Anhaltspunkte, wo es sich festhalten kann. Bis nach Inari zog sich dann die E4, auf die wir wechseln mussten, wie Schluepfergummi. Das nahm einfach kein Ende. Hinter Inari sind wir abgebogen in Richtung Karigaswiemie und machten uns auf die Suche nach einem Platz zum uebernachten. Als wir einen schoenen Platz an einem Fluss gefunden hatten, machten wir dennoch sofort wieder los, die Mueckenplage war einfach zu schlimm. Kaum war der Helm abgesetzt, schwirren Unmengen von den kleinen Plagegeistern um uns herum unhd suchten ihr Abendmahl. Ca. 50 km vor der norwegischen Grenze fanden wir dann nach 479 km einen Campingplatz mit preiswerten Huetten. Diese boten Schutz vor Muecken zum Preis von fast unertraeglicher Hitze und Schwuele in der Huette. Den letzten Abend in Finnland genossen wir vor der Huette im Schutz von Raeucher-OFF bei einem letzten "Lapin Kulta". Der Blick wanderte auf die Maschinen und nicht zum ersten Mal stellten wir fest, das die Africa Twin ein absolut geniales Fernreisemotorrad ist. Wir hatten bisher keinerlei Defekte, Verbraeuche von 4,1 bis 5l, Asphalt, Schotter, jede Art von Wetter. Die Landschaft hat sich radikal veraendert, wir sehen Berge, Meerwasser, Baeume, Kurven. Wir sind in Norwegen, am Porsangerfjord, wieder raus aus Euroland. Die Grenze haben wir beim Lachs-Fluss Tana ueberschritten und wir sind auf dem Weg zum Nordkap. Man muss sich schon ganz schoen auf das Fahren konzentrieren, denn die Augen neigen permanent dazu, in der Landschaft rumzugucken und alles Neue aufzunehmen. In Lakslev bogen wir auf die Nordkap-Rennbahn ab und reihten uns in die Schlange der Busse, Wohnmobile und Caravans ein. Aber nicht lange, denn wozu hat man ein Motorrad? ;) Die Landschaft aenderte sich auch zunehmend, das bis hierhin gute Wetter ebenfalls. Es wurde immer kahler und kuehler, etwas Regen kam auf. Etliche, wirklich kalte und feuchte Tunnel mussten durchfahren werden und der Hoehepunkt der Anfahrt zum Nordkap war die Hochebene ein paar Kilometer vor dem Nordkap; es wehte ein eisiger Wind bei 5°C, teilweise haben wir die Kurven kerzengerade durchfahren. Am Nordkap mittags entrichteten wir unseren Eintritt, setzten die Muetzen auf und schlugen an der Nordkapkugel an. So, das wars schon, ist wie Bordji el Khadra im tunesischen Sperrgebiet, es gibt nichts zu sehen, man kann halt nur anschlagen und muss den ganzen Weg wieder zurueck. Ein paar Stunden vorher haben wir einen Chemnitzer Autofahrer getroffen, der uns erzaehlte, das letzte Nacht um Mitternacht (white nights!) etwa 5000 Leute in Bussen zum Kap gekarrt wurden. Das war sicher fuer alle ein herausragendes Ereignis (Achtung! Ironie!) Wir hatten aber unsere Ruhe. Trotzdem hielt es uns nicht lange bei dem Wind und der Kaelte und so duesten bald wieder los, nicht ohne vorher noch einem deutschen VMax-Fahrer Respekt zu zollen ;) Wir sind weiter auf der E6 in Richtung Narvik. Irgendwo in der Finnmark nach 542 km sind wir dann von der E6 abgebogen und haben uns ein schoenes Plaetzchen zum uebernachten gesucht, das wir uns dann mit den vielen Muecken geteilt haben ;) Aber zum Glueck blies der Wind sehr kraeftig, sodass wir nicht so sehr angegriffen wurden und ausserdem wirkte ja das OFF noch ;)

Nachdem wir die letzten Tage gut abgemetert hatten, entschieden wir, das wir uns ein nettes Staedtchen zum verweilen aussuchen. Die Wahl fiel auf Tromsoe. Die 495 km bis dahin fuehren wir fast ausschliesslich auf der E6. Obwohl sie das Haupteinfallstor fuer das Nordkap ist, war der Verkehr weit weniger anstrengend als ich befuerchtet hatte. Immer entlang der Kueste, von Fjord zu Fjord, schwangen wir uns suedwaerts, das Auge genoss die Fahrt genauso wie der Rest des Fahrers, denn es gab Kurven, Kurven und? ja, Kurven! Tromsoe ereichten wir ueber die grosse, ca. 1000 m lange Bruecke ueber den Fjord. An einem Strassencafe trafen wir einen deutschen Q-Treiber, der uns den Weg zu einem netten und preiswerten Campingplatz 25 km von Tromsoe entfernt erklaerte. Den fanden wir auch und waren begeistert, direkt am Fjord stellten wir unser Zelt auf und genossen das Panorama und die Sonne. Abends gab es dann lecker Essen - Spaghetti Bolognaise - und zur Feier des Tages Bier fuer 2,70 EUR die Buechse. Endlich fanden wir wieder Zeit fuer einen TD an Mensch und Maschine, ausserdem konnten wir endlich mal Waesche waschen. Zudem gab es im Buero des Platzes einen PC mit Internetzugang, sodass man sich mal wieder zu Hause melden konnte. Den naechsten Tag verbrachten wir total lazy. Rumlungern, Pigmente haschen, diverse Dinge in Ordnung bringen, Internet, Reiseplanung ... Nachmittags sind wir dann mal rein nach Tromsoe und sind ein wenig gebummelt. Allerdings war es in den Moppedklamotten doch recht warm - wir hatten 30°C - sodass wir nach dem Einkauf von WTBs (Waren des taeglichen Bedarfs) und "international newspapers" wieder von dannen schwirrten und lieber die Ruhe auf dem Campingplatz in Shorts genossen. Allerdings gab es hier die ersten ernsthaften Verluste an Ausruestung zu beklagen, mein bewaehrter und schon viel rumgekommener Coleman 442 Benzinkocher gab den Geist auf. Offensichtlich war die Pumpe im Eimer und ausserdem denke ich war es Gnatz, denn am Vorabend hatte ich beschlossen, als Packmassfetischist mir nach der Reise einen MSR Whisperlite oder Primus Multifuel zuzulegen. Naja, der Coleman fand sein Ruhe eher unspektakulaer in der Muelltonne vom Campingplatz, nach 7 Jahren: R.I.P.!

Das naechste Ziel unserer Reise waren die Lofoten. Von Tromsoe aus sind wir kleine Nebenstrassen mit einer Faehrueberfahrt bis zur E6 gefahren und haben dabei die Ruhe und die Kurven genossen. Es ging dann immer weiter in Richtung Hartstad, leider wurde das Wetter immer schlechter, Motorrad fahren bei 13°C und Nieselregen macht nicht immer Spass. Dann wechselten wir auf die E10 und bald erreichten wir Melbu, wo wir die Faehre nehmen mussten. Die freundlichen Kassier-Maedels winkten uns an der langen Autoschlange nach vor, aber der hektische Lademeister fand das erlaubte Vordraengeln offenbar weniger schoen und ignorierte uns mit einem boesen Grinsen, als er das Tor der Faehre schliessen liess. Toller Poelser (norw.: Wurst), dachten wir uns und machten es bei der naechsten Faehre besser: wir stellen uns nicht zurueckhaltend neben die Fahrspur vorne, sondern direkt an erster Stelle der ersten Lane. So klappt das dann auch ;) Die Faehre fuhr nach Fiskeboel auf den Lofoten. Als die Insel aus den Nebelschwaden auftauchte, kam mir sofort "Jurassic Park" in den Sinn, irgendwie das das genauso aus ;) Nick hat uebrigends unabhaengig von mir das gleiche gedacht ... Auf der Suche nach einem Campingplatz kamen wir an den suedwestlichen Teil der Lofoten nach 513 km in Lankvika an. Ein kleiner, netter Platz direkt am Meer. Das war nun unser drittes Meer (Ostsee, Barentsse, Atlantik) im sechsten Reiseland. Nachdem das Uebliche routiniert abgelaufen war (Zelt, essen, duschen, Maschinen warten) sind wir noch auf einen Spaziergang zum Meer. Die Kueste der Lofoten besteht aus schroffen Steinformationen, auf denen man super herumkraxeln kann. Abends dann wurden wir ein wenig ungehalten, auf dem angrenzenden Grundstueck fing der Besitzer gegen 23 Uhr damit an, sein Stockcar zu reparieren und lautstark einzufahren, ist ja auch spannend, 10 m voll zu beschleunigen, dann mit quietschenden Reifen zu halten, zurueckstossen und das Gleiche erneut zu zelebrieren. Dagegen war das Rasenmaehen und das Gehupe der ankommenden Autos ja noch angenehm. Wir haben schnell postuliert, das der Besitzer des angrenzenden Grundstuecks ganz sicher etwas gegen den Campingplatzbetreiber haben musste, wirklich jedes Auto, was ankam, hat am Camp gehupt ;) Obwohl wir heute sehr frueh aufstanden, war es schon hell. ;) Der Grund, so frueh den Schlafsack zu verlassen, war die Faehre, die von Moskenes nach Bodoe auf dem Festland um 11 Uhr abfahren sollte. Die Strassen waren menschenleer, die Gegend traumhaft, allerdings verdarb uns das schlechte Wetter den vollendeten Genuss. Alles wurde durch die sehr tief haengenden Wolken verdeckt. Eigentlich schade, denn die Lofoten sind unglaublich schoen. Bei 8 bis 13 °C und gelegentlichen Regen fuhren wir teilweise durch Postkartenidyllen nach Moskenes. Die Faehre erreichten wir puenklich, fast zu puenktlich, weil wir unsere Uhr noch nicht zurueckgestellt hatten. So blieb noch Zeit fuer ein gemuetliches Fruehstueck im warmen Cafe am Faehranleger. Nach 3,5 Stunden erreichten wir bei deutlich besserem Wetter Bodoe und machten uns sofort auf zu den naechsten Norwegen-Hoehepunkten. Die Saltstraumen bei Bodoe sind ein Naturspektakel der besonderen Art: das Wasser des Fjordes muss sich hier bei den Gezeiten durch eine ca. 150 m breite Engstelle quetschen und dadurch entsteht Europas groesster Gezeitenstrudel - im norwegischen auch Malstroem genannt. Leider strudelte bei uns nichts und so nahmen wir das zweite grosse Highlight nach den Lofoten - die Kystriksveien - in Angriff. Diese ca. 600 km lange Kuestenstrasse schlaengelt sich von Steinkjer nach Bodoe, immer wieder von Faehrueberfahrten unterbrochen entlang und ist landschaftlich ein Traum. Bei einer Rast an einem Kiosk kam eine Norwegerin zu uns und stellte die ueblichen Fragen, woher, wohin und so. Und war kaum einzubekommen, als die Rede auf die Strasse Nr. 17 (Kystriksveien) kam ;) . Eigentlich war auf dieser Strecke das Auge voellig ueberfordert, staendig taten sich neue Kodak-Points auf, Berge, Fjorde, Wasserfaelle und Tunnel, man haette alle 2 Kilometer anhalten und die Kamera zuecken koennen. Der Hoehepunkt war dann der zweitgroesste Gletscher in Norwegen, der Svartisen. Kurz danach fanden wir nach einer ereignisreichen Etappe von 359 km einen schoenen Campingplatz direkt an der Faehre bei Foroya. Dieser Platz war fest in deutscher Camperhand, der Hausmeister von denen kam gleich zu uns hat alles aufs genaueste inspiziert. Nach einem Blick auf den IMO stellten wir abends dann noch mit Erstaunen fest, das wir die 6000er Marke ueberschritten hatten. Respekt! ;)

Laut Reisefuehrer sollte man den Svartisen auf der "richtigen" Seite ersteigen koennen. Das wollten wir in Angriff nehmen, denn direkt am Fusse des Gletschers soll es einen Campingplatz geben und dann kann man per Boot an den Fuss des Gletschers fahren und die restlichen 3 km wandern. Also ging es los auf die Ferry-Rallye. Etliche Stuecken der 17 sind nur per Faehre zu erfahren. Wir bekamen morgens ohne Probleme die erste Faehre - Kradisten finden halt immer einen Platz ;) Allerdings hatten es die folgenden 23 km in sich, offenbar wussten alle, das bald die naechste Faehre kommt und so gab es kein Halten mehr, alles stuermte vorwaerts. So richtig mitspielen wollten wir nicht und haben uns halbwegs aus dem Getuemmel rausgehalten, um dann ganz geschmeidig bei der naechsten Faehre eine neue Spur aufzumachen ;) Ein Hausmeister der ca. 20 deutschen Caravans machte bei dem Maedel, welches die Tickets verkaufte, extreme Welle, das ja zu allererst die Fahrzeuge mit dem gelben Aufkleber rauf duerften, weil sie waeren ja eine Gruppe und - ach!? - ausserdem wichtig. Menno, manchmal ist es nicht einfach, ein Deutscher im Ausland zu sein. Nach einigen Faehren und der Rueckueberquerung des Polarkreises (auf der Faehre) wechselten wir auf die 12 in Richtung Mo I Rana. Dort kauften wir ein und fuhren dann auf der E6 nordwaerts zum Svartisen, bogen am Abzweig ab und fanden uns auf Schotter wieder. Kurz vor 16 Uhr erreichten wir die Anlegestelle und stellten zu unserem Unbehagen fest, das der angepriesene Campingplatz nur aus einer Wiese bestand. Ausserdem faehrt das letzte Boot in 10 Minuten los, das schaffen wir nicht mehr mit abroedeln, aufbauen und umziehen. So zogen wir schmollend ab und lieferten uns ein Schotterduell mit einer oertlichen Auskennerin auf Ford Sierra. Der Herbrennung ist sie nur durch Abbiegen auf ihren Hof entgangen, aber das war schon alles recht sportlich ;) Die E6 hatte uns wieder, diesmal in suedlicher Richtung. Durch die fortgeschrittene Stunde etwas genervt und durch das schlechte Wetter muede machten wir keine Gefangenen und fanden bei Mosjoen nach 294 km einen Campingplatz direkt an der E6.

Nick hatte seine Angel dabei und wir wollten versuchen, etwas essbares fuer die Pfanne aus der Bjora zu holen. Die Bjora ist ein Nebenarm des Namsens, dem bekanntesten Lachsfluss Norwegens. Nach 296 km erreichten wir das Camping Bjora und legten erst einmal viel Geld auf die Theke fuer die Angelerlaubnis und was alles noch dazugehoerte. In die Pfanne kamen abends dann aber Wuerstchen, Nick hat nuescht gefangen und auch noch 2 Wobbler eingebuesst. Essen wir halt zu hause guten norwegischen Lachs aus dem Supermarkt ;)

Die grobe Richtung lautet Sueden, das naechste Ziel Hardangavidda. Fuer eine Tagesetappe war es zuviel, aber wir konnten trotz der verschlungenen Wege 425 km fahren. Bei Namsos sind wir wieder auf die 17 rauf und haben dann Trondheim auf der gegenueberliegenden Seeseite umfahren. Auf diesem Abschnitt hielt Nick ueberdurchschnittlich oft an, um naturbelassene Bonsais zu fotografieren, er war kaum einzukriegen vor Freude ;) Mit dem Wetter hatten wir heute echt Pech gehabt, es hat einfach den ganzen Tag nur geschuettet. Da macht das Mopped fahren keinen Spass, zumal man wie ein Schiesshund auf den Strassenbelag achten musste, der war naemlich recht gefaehrlich bei Regen. Irgendwann in Eidsvag gaben wir auf und leisteten uns eine Huette, die erstaunlicherweise erstens frei und zweitens bezahlbar war. Wir haben ein wenig mit dem Besitzer des Platzes geschnattert, der konnte recht gut deutsch und hat uns erzaehlt, das er die ostdeutschen Urlauber deutlich mehr mag als die westlichen Pendants; sie waeren einfach pflegeleichter und netter ;) Aber wem erzaehlt er das ... Hoehepunkt des Campingplatzes war ein Dauercamper aus Berlin, der feste Wohnwagen fein mit Terasse und Gelaender umrahmt, eine Berlinfahne flatterte im Wind und jede Menge Gartenzwerge bewachten das Anwesen - alter Nordeuropaer ... . Der Tag heute war eine Lektion in Demut: 11 bis 13°C und Dauerregen, ploetzlich waren die vorher so nervigen Tunnel mit ihren konstanten 16°C willkommen. Ausserdem war die E39 hinter Trondheim ein Erlebnis der besonderen Art, es hat leicht geregnet und vor uns ein LKW ohne Chance, zu ueberholen. Die ganze Strasse war eine Baustelle und der bloede LKW hat den feinen, nun leider feuchten Staub kraeftig hochgwirbelt und uns schoen kraeftig eingedreckt. Danach sahen wir aus wie Erdmaennchen, Mann und Maschine braungrau. Ueber Dalsnibba sind wir weiter zum Jostedalsbreen gefahren, immer schoen kurvig bei schoenstem Wetter, die ueblichen (hollaendischen) Wohnmobile wurden immer zuegig ueberholt. Auf der Passhoehe mit herrlichem Blick auf die Berge fing Nick wieder an, Bonsais zu fotografieren, wieder war er kaum zu beruhigen ;) Dann ging es herunter zum Sognefjord. Nach einem Tunnel hoerte ploetzlich die Strasse auf, wir mussten wieder mit einer Faehre fahren. Obwohl es sehr voll war, bekamen wir wie immer noch einen Lueckenbuesserplatz irgendwo am Rand. Von der grossen Europastrasse in Richtung Oslo bogen wir dann wieder noerdlich ab und fuhren erst einmal einen 25 km langen Tunnel. Besonders interessant an diesem Tunnel waren die gelegentlichen "Abwechsler", da wurden groessere Raeume aus dem Fels gesprengt und immer anders ausgeleuchtet. Als wir uns das erste Mal einem solchen "Abwechsler" naeherten, verlangsamten wir instinktiv das Tempo, denn das diffuse blaue Licht, was am vermeintlichen Ende des Tunnel zu sehen war, verunsicherte schon etwas. Aber spaeter freuten wir uns auf die immer wechselnden Farbspiele. ;) Kurz vor Voss suchten wir uns nach 494 km einen Campingplatz und entschieden uns erneut fuer eine Huette, weil das Wetter Kapriolen schlug, Regen, nach dem naechsten Tunnel Sonnenschein, dann nach einem weiteren Tunnel wieder Regen, das nervte ein wenig. Die Huetten sind hier im suedlichen Norwegen deutlich preiswerter als im Norden, sodass die Urlaubskasse nicht zu sehr strapaziert wurde. Auf dieser Tagesetappe hat sich die Landschaft wieder von seiner besten Seite gezeigt: unglaublich schoen, Fjorde, Kurven, teilweise hochalpine Landschaft wie in den Alpen, obwohl wir nur 500 m hoch waren.

Heute sollten wir endlich Hardangavidda sehen. Ueber Voss und Odda kamen wir recht schnell zum Hardangafjord, das Fruechteparadis von Norwegen; ueberall wurden Kirschen zum Kauf angeboten. Spaeter wechselten wir auf die E134 Richtung Oslo und fuhren ewig lang auf ueber 1000 m auf dem Hardangavidda Hochplateau. Es wurde empfindlich kalt und der Verkehr war auch recht rege. Dieses Hochplateau ist ziemlich gross und laedt zum wandern und Rad fahren geradezu ein, irgendwann kommen wir sicher noch mal mit den MTBs hierher und geniessen die Berge mit mehr Ruhe. Die Abfahrt vom Hochplateau genossen wir durch die vielen Kurven und das besser werdende Wetter. Irgendwann erreichten wir den Oslofjord und ueberquerten den per Faehre, denn den Verkehrsmoloch Oslo wollten wir uns sparen. Abends wollten wir dann besonders clever sein und einen Campingplatz auf den letzten Stueckchen Norwegen vor Schweden suchen, aber weit gefehlt, es gab keinen Campingplatz und wild pennen war nicht wirklich moeglich, da das Gebiet hier sehr dicht besiedelt ist. So sind wir weiter bis kurz vor Halden an der schwedischen Grenze und fanden nach 581 km noch einen Platz auf einem total ueberfuellten Campingplatz. Der Abend klang bei Tee und einen langen Gespraech mit einem netten Berliner Paaerchen ruhig aus. Man konnte nun schon wieder fast im Dunkeln schlafen, was fuer eine Wohltat fuer die Augen.

Der Urlaub war quasi vorbei, es stand mehr oder weniger nur noch der Transfer nach Hause an. Die 550 km bis Trelleborg rissen wir auf der Autobahn ab, alternative Strecken haben wir nicht so recht auf der Karte gefunden. An der Faehre angekommen musten wir noch 3 Stunden warten und setzten dann nach Sassnitz/Mukran ueber. Die Fahrt verbrachten wir damit, endlich mal wieder Fleisch zu essen, Zeitung zu lesen und faul auf dem Achterdeck die Sonne zu geniessen. Deutschland empfing uns nicht gerade freundlich, es ist quasi unmoeglich, abends um 22 Uhr noch einen Platz auf einem Campingplatz zu finden. Ein Zimmer haben wir auch nicht bekommen, obwohl Licht brannte und die Gardinen sich bewegt haben, wollten wohl die privaten Vermieter nichts mit 2 Kradisten zu tun haben. Ruegen tut echt was fuer seine spaeten Gaeste. :( Mittlerweile leicht (TM) genervt und nun schon am oestlichen Ende der Insel angekommen, fanden wir dann einen halbwegs netten Platz, wo wir gemeinsam mit 2 Wohnmobilen wild uebernachteten. Die beiden aelteren Paaerchen waren sehr nett, wir waren noch garnicht richtig abgestiegen, schon hatten wir in kaltes Bier in der Hand. Zur unser grossen Freude kamen dann noch die Jungs von der gruenen Rennleitung und mokierten sich darueber, das wir hier wild campen, was ja streng verboten waere. Ich habe mich dann auf eine Diskussion eingelassen und den beiden die Sachlage ausfuehrlich dargelegt und mit einem Bier in der Hand darauf hingewiesen, das ich hier nicht mehr wegfahren werde, denn unter Alkohol faehrt man doch kein Motorrad mehr ;) Nach ca. 10 Minuten Gesabbel liessen sie sich darauf ein, mahnten aber an, das wir den Platz so verlassen sollten, wie wir ihn vorgefunden haetten. Darauf erwiderte ich nur: "Wirklich soooo schmutzig?" ;) Darauf fanden die Beiden dann keine Antwort mehr und dampften ab. Also, ich muss ehrlich sagen, ich war immer ein grosser Ruegen-Fan, aber dieser Abend hat die Euphorie empfindlich gedaempft. Zu guter Letzt gab es dann auch die ersten Verluste an der Maschine, meine AT fiel einfach auf dem Rasen langsam um auf die Seite, aber es ist nichts weiter passiert, ausser, das die Verkleidung vorne etwas eingerissen war, aber die kommt im Winter ja eh ab.

Am letzten Tag standen wir sehr frueh auf und fuhren im Morgengrauen los, nur weg von der Insel. Bei Glewitz mit der Faehre sind wir auf das Festland uebergesetzt und sind dann immer der B96 nach Berlin gefolgt. Irgendwie war dieser Samstag der erste richtige Sommertag nach laengerer Zeit in Deutschland und somit war halb Deutschland auf dem Weg zur Ostsee. Zum Glueck hatten wir den Verkehr nur als Gegenverkehr. Richtig schlimm wurde es dann um Rheinsberg herum, tausende Berliner wollten wohl den freien Tag und die Sonne mal soo richtig in Ruhe in/um Rheinsberg geniessen und so waren die 60 km von der Autobahn bis dahin quasi ein einziger Stau, wie die Lemminge standen sie da, kilometerweit auf der Landstrasse. Nunja, wer drauf steht ... Ab Oranienburg sind wir auf die Autobahn und sind mit lockeren 120 km/h auf dem Berliner Ring bis nach Koenigs-Wusterhausen und sind dann dort wieder auf die Landstrasse abgebogen. Nach 450 km Tagesetappe und 9200 km Gesamtstrecke kamen wir dann am spaeten Nachmittag zu Hause an und genossen den Abend dann im Kreis der Lieben beim grillen, es gab endlich wieder Fleisch und ich konnte mich wieder am Weine laben.