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Tunesien 2000

Tunesien 2000

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Schon im September 1999 wollte ich mit einigen Atic´s nach Tunesien fahren, leider liess sich das beruflich nicht so recht eintakten. Mit 3 weiteren Twinlern haben wir dann die Tour im Mai 2000 angedacht und letztendlich auch durchgefuehrt.

In aller Kuerze:

3x RD07, 1x RD03, 2500 km Tunesien, 15 Tage Urlaub, 2 Tage Regen, Temperaturen zwischen 13°C und 47°C, 2500 km, davon ca. 30%-40% Offroad

GPS Downloads:
Routen aus dem Daerr-Reisefuehrer
einige Wegpunkte in Tunesien, die von Bedeutung sind beide im WP+ Format

deutlich laenger:

Freitag, 12.Mai 2000

So, nach den endlosen Reisevorbereitungen ueber das ganze Jahr verteilt ging es nun endlich los. Die Koffer waren schon gepackt, mussten nur noch an die Twin angebaut werden. Dabei stellte ich entsetzt fest, das die Stahlflexleitung fuer die hydraulische Federvorspannung einen Riss hatte. Durch die etwas unglueckliche Befestigung am Federbein hing sie so tief herunten, dass die Kette beim tiefen Einfedern die Leitung anriss. Naja, schlechte Vorzeichen, aber auch ohne hydraulische Federvorspannung konnte man ja fahren ...

Nach dem Bepacken kam auch schon Guido angebraust, einer der 3 weiteren AT-Treiber. Da ich den Michelin Desert montiert hatte, wollte ich nur ungern Autobahn fahren. So sind wir die 165 km Landstrasse nach Rochlitz zu Matthias Trommer, unserem Transporteur nach Genua, gefahren. Ich glaube, ich habe noch nie so viele LKW´s auf der Landstrasse gesehen, aber Freitag nachmittag ist wohl auch nicht die beste Zeit, eine Landstrassentour zu machen. So haben wir uns um etwa 30 Minuten verspaetet. Nachdem 2 beiden Twins den kleinen Anhaenger voellig in die Knie zwangen, mussten wir doch den grossen nehmen. Nach dem Verzurren der Motorraeder und dem schnellen Einkauf im oertlichen Aldi ging es dann auch schon los, Rainer und Tim abzuholen. Durch das hohe Verkehrsaufkommen hat sich leider unsere Ankunft um ca. 2 Stunden verzoegert. Die Jungs haben sich aber beim unlimited refill beim Kaffee beim Burger King ueber Wasser gehalten.

Auf dem Rasthof haben wir dann die beiden anderen Twins verladen und schnell noch was essbares eingeworfen und dann ging es auch schon los. Matthias wollte die Nacht mit seinem Boxer durchfahren und uns dann am Vormittag in Genua abliefern. Mit schlafen war leider nicht so recht, so wurde die Nacht beim Bier und Benzingespraechen verbracht. Ausser Guido, der hat sich hinten auf die Ladeflaeche hingehauen und geratzt.

Samstag, 13.05.2000

Wir kamen dann am Samstag frueh um 9 Uhr in Genua am Hafen an. Matthias ist sofort nach dem Entladen los, er wollte irgendwo ausserhalb pennen. Wir sind dann los und kamen auf die dumme Idee, Genua zu besichtigen. Aber daraus wurde nicht so recht was, zu schmutzig, zu hektisch ...

So warteten wir am Hafen auf die Faehre, erledigten die Formalitaeten, bestaunten die Packkunst tunesischer Autofahrer und begruessten einen weiteren Twinfahrer (Uwe aus SU). Neben einem oesterreichischen Paerchen wir die einzigen Motorradfahrer auf der Faehre.

Unruhig wurde es dann, als eine Horde Ferraries den Hafen enterten. Keine Ahnung, was die Truppe in Tunesien wollte, vielleicht steht ja der Herrscher dort auf solche Autos.

Nach dem Verladen und Verzurren der Maschinen sind wir dann in die Kabine und haben erst einmal den Komfort genossen: 4 Mann Kabine mit Dusche und WC, alles sehr edel (das Schiff war die Carthage). Der Kahn lief lockere 44 km/h und wir haben uns auf dem Sonnendeck die Zeit mit Bier und Geschnacke vertrieben. Auf dem Schiff erledigten wir dann abends noch den Papierkram fuer die Einreise, damit das dann am Hafen alles schoen schnell geht. Den Rest der Fahrt haben wir geratzt, schliesslich hatten wir ja eine Nacht nachzuholen.

Sonntag, 14.05.2000

Tunis - Ali Hattab - Mejez - El Bab - Testour - Teboursouk - Dougga

Nach dem Aufstehen und fruehstuecken haben wir dann darauf gewartet, das das Schiff nun endlich Tunis erreicht. Dann war es endlich soweit, unsere Fuesse betraten afrikanischen Boden. Relativ schnell haben wir alle Zettelchen und Scheinchen an die entsprechenden Uniformierten verteilt und sind dann auch raus aus dem Hafen und haben noch schnell etwas Geld getauscht.

Wir wollten dann nur schnell aus Tunis raus. Nach einigen Hin- und Her und letztendlich dank unserer GPSse haben wir den Weg raus gefunden und sind dann nach Dougga gefahren. Dort gibt es eine Ruinenstad der Roemer, da sie auf dem Weg in den Sueden lag, haben wir sie dann auch besucht. Da es in der Umgebung keinen Campingplatz gab, haben wir einen Bauern gefragt, ob wir nicht auf seinem Land blickgeschuetzt zelten durften. Durften wir, kein Problem. Zum essen gab es Tuetensuppe, EPA, gekochte Eier, Brot, Wasser und alkoholfreies Bier (darauf sind wir nie wieder reingefallen) Relativ frueh sind wir dann schlafen gegangen, da wir naechsten Morgen frueh aufstehen wollten.

Montag, 15.05.2000 Dougga - Siliana - Maktar - Rouhia - Sbaitla - Kassarine - Ferriana - Magel bel Abbes - Gafsa - Metlaoui - Tamerza

Strecke: 650 km, davon etwa 10% Offroad

Morgens haben wir die Ruinen in Dougga besichtigt und eine Gruppe deutscher Touristen aufgeschreckt. Diese Etappe war eine laengere Transferetappe in den Sueden. Aufgrund des rasanten Fahrstils der tunesischen Sammeltaxen sind wir nur kleine Nebenstrassen gefahren.

Aber diese Nebenstrassen waren ein reiner Genuss. Wenig Autos, faszinierende Landschaften, freundliche Menschen in den wenigen Staedten und Siedlungen. Langsam gewoehnten wir uns auch an die Hitze. Besonders faszinierend waren die Phosphatbergwerke zwischen Gafsa, Metlaoui und Tabedid. Die Landschaften waren absolut bizzar, aehnliches habe ich bisher nur in den grossen Braunkohlentagebaue in der Lausitz gesehen. Leider spielte das Wetter nicht so recht mit, dreimal wurden wir kraeftig nass und hatten ganz schoen mit kraeftigen Wind zu kaempfen. Abends kamen wir in Tamerza an und beschlossen auf Empfehlung anderer Tunesienreisender im Hotel Les Cascades abzusteigen (GPS: HotelC). Ansich ist die Anlage recht interessant und auch preiswert, aber schon etwas in die Jahre gekommen. Die sanitaeren Anlagen waren untere Klasse; duschen wollte ich nicht so recht in der Duschkabine, mit den Badelatschen am Rand hat es funktioniert.

Dienstag, 16.05.2000

Tamerza - Mides - Tamerza - Canyon (Blick auf Algerien) - El Khanga - Spica - El Hamma Du Jerid - Degache

Degache - El Mahassen - Fatmassa - Chott El Jerid

Strecke: 219 km, wenig Offroad

Wir sind sehr frueh aufgestanden, haben gefruehstueckt, sind dann los und haben den Canyon und den Wasserfall von Tamerza besichtigt und haben Fotos der Altstadt von Tamerza bei Sonnenaufgang geschossen.

Danach sind wir los Richtung Mides, den Canyon besichtigen. Leider war schon zuviel Gewuehl in Mides und wir waren uns nicht sicher, ob wir die Maschinen einem Aufpasser anvertrauen sollten. Naja, letztendlich sind wir dann doch wieder los. Kleine Anmerkung am Rande: die Welt ist klein, eine junge Frau kam uns kurz hinterher gelaufen und wollte von Guido und mir wissen, wie lange wir denn von Cottbus bis hier her gebraucht haetten, sie kaeme uebrigends aus Frankfurt ;) Nach Tamerza begann ab Chibika die Serpentinen ueber den Gebirgskamm. Die Strecke wurde wohl neuerdings “entschaerft”, die alte Strecke wurde von Rommels Pionieren in die Felsen geschlagen. Sehr problematisch in diesen Serpentinen waren die endlosen Kolonnen von Jeeps, die “Safari-Touristen” aus Djerba ankarrten und voellig ferngesteuert fuhren. Gefaehrlich, gefaehrlich ...

Die Tour fuehrte lange an der algerischen Grenze entlang und bestach durch die Einsamkeit, von den Jeeps abgesehen. Gegen Mittag kamen wir in Degache (GPS: Degache) an und schlugen unser Quartier auf dem Camping Bedouina auf. Das Zelt, was wir dort entdeckten, kannten wir schon: Uwe war auch da aufgeschlagen. Jaja, die Welt ist klein. Anschliessend war erst einmal Siesta angesagt; mit Mutprobe: Salat de Tunis. Wir haben es aber locker ohne nennenswerte Komplikationen ueberlebt und dann gab es lecker Kaffee fuer richtige (tm) Maenner von Falk. Danach sind wir los auf einen kleinen Abstecher in das Chott el Jerid. Es war schon faszinierend, diese weisse Weite, aber die Strasse (die Piste wurde geteert) ist ehr langweilig. Damit wir wenigstens etwas Offroad abbekamen, fuhren wir viel neben der Strasse auf dem breiten Randstreifen. In das Chott haben wir uns nicht so recht getraut, erstens war der Untergrund sehr tueckisch und zweitens ist das Salz nicht weniger tuekisch fuer die vielen Aluteile an der Twin. Schliesslich haben wir uns doch durchgerungen und sind wenigstens den Bus, der abseits mitten im Chott verrottet, besuchen gefahren.

Auf der Heimfahrt kam dann endlich die erste Reparatur: Rainers CDI an der RD03 gab den Geist auf. Tim und Guido holen den Ersatz vom Camp und Rainer und Falk schraubten unter den Augen von mind. 25 Kindern an der Maschine rum. Der Abend verflog in lockerer Runde bei Bier und Schnack. Eine lustige Begebenheit am Rande, als es dunkel geworden ist, kam ein fetter Reisebus mit Pauschis, die einen echten, authentischen tunesischen Abend geboten bekamen. Was haben wir gemeinsam mit dem Personal im Hintergrund gegrinst ...

Mittwoch, 17.05.2000

Degache - Piste P11 - Kebili - Douz

Strecke: 220 km, davon 50% Offroad

An diesen Tag wollten wir eigentlich die westliche Umfahrung des Chott´s in Angriff nehmen, aber ein Paerchen im G-Benz meinten, die Route waere schon asphaltiert. So fuhren wir als Alternative die Route P11 aus dem Daerr noerdlich ueber das Chott. Uwe hat sich uns angeschlossen, weil er die vielen Offroad-Etappen nicht solo fahren wollte.

Hier nun gab es auch die ersten Schwierigkeiten mit dem Magen, Flitzkacke und Bauchschmerzen ...

Nach dem Tanken und kaerchern der Maschinen (haha, da fahren die nach Afrika und waschen die Boecke - aber das Salz musste ab) sind wir los, die Einfahrt in die Piste suchen. Am GPS-Punkt T-D179 war der Einstieg (die Route war ein Teil der Rallye El Chott, bei Carlo gibt es dazu Routen und ein Roadbook) und dann muss man in die Richtung des Punktes T-D178 fahren. Hier nun begann endlich Offroad. Leider waren wir voll bepackt, sodass der Spass etwas geschmaelert wurde. Tim und Uwe stuerzten sich in den Weichsandfeldern her. War aber alles voellig harmlos. Nach etliche Kilometern an einem Bergwerk haben wir uns leider von Arbeitern in´s Boxhorn jagen lassen und sind nicht am gewuenschten Punkt, sondern in Gafsa rausgekommen. Schlecht. Nunja, weiter auf Strasse nach Kebili und Douz. Dort haben wir unsere Zelte im Camping Desert aufgeschlagen. Dieser Campingplatz ist sehr empfehlenswert, nette Fuehrung, kleine Preise (4+2 TD), gute sanitaere Einrichtungen. Dieser Platz ist auch der Treffpunkt Aller, die von oder nach Ksar Ghilane und weiter in den Sueden wollen. Abends sind wir dann noch rein in die Stadt, mal kurz nach Hause telefonieren (im Uebrigen recht preiswert von den Taxiphonen aus) und was zu essen besorgen. Meine Uhr hat ihr Armband, besser diesen kleinen Metallstift am Armband, verloren, aber ein alter Mann mit hunderten von Armbaendern kramte aus einer Kiste einen passenden Stift heraus und reparierte sie mir. Ich wollte nun unbedingt mit ihm ueber den Preis feilschen, aber er wollte partout nix haben. Fein.

Nachts hatten wir noch einen Sandsturm, der uns aus der Freiluftkneipe im Camping Desert vertrieb. Der Wind ruettelte ordentlich an den Zelten herum, aber es ist nix weiter passiert. Ab 5 Uhr morgens haben die Schreier von den Tuermen wieder losgelegt, die Jungs konnten ab da nicht mehr schlafen. Komisch, ich scheine dafuer einen Filter eingebaut zu haben, ich habe friedlich durchgeratzt und von alledem nix bemerkt.

Donnerstag, 18.05.2000

Douz - Cafe Sahara - Bir Soltane - Ksar Ghilane (P1)

Strecke: 185 km, davon 90% offroad

Der Unglueckstag. Dabei fing alles so gut an. Wir besichtigten morgens den Kamelmarkt in Douz, der sich im Nachhinein eher als Ziegenmarkt herausstellte. Nunja, wenigstens ein Quotenkamel war da ;) Dann sind wir los und haben die Kanister gefuellt, weil die Wahrscheinlichkeit, dass wir in Ksar Ghilane die Kanister wieder fuellen konnten, 50% betrug. Zuerst sind wir die paar Kilometer bis zum Cafe Sahara gefahren und haben dort erst einmal Rast gemacht, Cola und Wasser trinken, Fotos schiessen und die obligatorische Visitenkarte abgeben. Lustigerweise haben wir etliche Karten unserer Freunde, die vorher schon mal hier waren, gefunden. Danach ging es los mit richtiger Piste und den ersten Weichsandfelder. Bei dem Anblick fielen die Twins von Uwe und Tim erst einmal prophylaktisch um. Gerade fuer Tim als Offroad-Newbe war es anfangs nicht einfach, aber als wir ihm dann die wichtigste Regel: GAAAAAAAS erklaereten, hat es dann auch richtig gut funktioniert. Via GPS sind wir immer den verschiedenen Pisten grob in die richtige Richtung gefolgt und die Piste wurde zunehmend steiniger. Es kam teilweise richtiges Rallyefeeling auf. An der Kreuzung auf die Pipelinepiste (TUN12) machten wir kurz Rast und dann legten wir auf dem Wellblech los.

Anfangs noch zoegerlich mit 50-60 km/h, spaeter, als wir gemerkt haben, das es so langsam nicht geht, mit 80-120 km/h. Spaeter machten wir noch Rast in Bir Soltane (GPS: BIRS) und tranken die obligatorische Cola und das Wasser und schauten uns Fotos der Optic 2000 an. Dann fuhren wir weiter. Das ging eine Weile, immer unterbrochen von Weichsandfeldern, die unseren beladenenen Twins oefter mal Schwierigkeiten bereitete, gut. Rainer verliert seinen Reservekanister und ruiniert sich, da er nur noch an einem Spanngurt am Heck rumbaumelt, damit seine Heckverkleidung und sein Nummerschild.

Irgendwann hinter einer Kuppe sah ich (ich war ganz hinten) ploetzlich eine grosse Staubwolke und Tim ging voll in die Eisen. Als ich dann auf der Kuppe stand, wusste ich warum. Uwe hat sich heftig geworfen. Er scheint mit ca. 80 km/h abgehoben zu sein und beim Aufkommen in ein Weichsandfeld hat sich das Vorderrad verkantet und er hat sich 2x in Fahrtrichtung ueberschlagen. Zu unserem grossen Glueck war Uwe unverletzt bis auf einige heftige Schrammen am rechten Unterarm und einen Schock. Die Twin sah aber boese auf.

Der komplette Vorderbau war auf den Lenker und den Tank gedrueckt und das Vorderrad blockiert. Das Heck hat sich heftig verbogen, die Touratech Traeger haben sich wenig kaltverformt. Nun ist es Tatsache, die Traeger sind in der Tat _sehr_ stabil, so stabil, das sich das Rahmenheck verbiegt. Die ZEGA-Boxen waren gut verbogen.

Da es sehr heiss war - um die 45°C - haben wir beschlossen, die Maschine schnellstens in einen fahrfaehigen Zustand zu bringen und dann langsam nach Ksar Ghilane zu tingeln. Nach etwa einer Stunde konnte es wieder weitergehen, die Kuehler waren dank des AQ-Sturzbuegels heil geblieben. Wie zu vermuten ist, sind wir nun nur noch sehr langsam gefahren, weil Uwe nun verstaendlicherweise Respekt vor der Piste hatte. Uns war das Gluehen auch irgendwie vergangen; nur Guido nicht, der ist weiter die Piste entlanggebrochen. Nach ca. einer Stunde kamen wir dann in Ksar Ghilane an, nicht noch vorher eine brenzlige Situation mit diesen furchtbaren Pauschijeeps zu haben. Wir kaempften uns dann durch die Duenen durch bis zum Camping Le Paradis. Fix abgeroedelt und Zelt aufgebaut und dann endlich einen Blick in die Sahara werfen.

Danach mussten wir unbedingt der Pool besuchen und dann gab es irgendwann abends Abendbrot, ganz authentisch mit Pauschis im Berberzelt. Nachts hatten wir dann Gewitter und Regen gehabt. BTW, die Piste ist ab dem GPS-Wegpunkt TUN15 bis Ksar Ghilane schon asphaltiert und wie wir erfahren haben, soll eine Piste nach Matmata auch asphaltiert werden. Naja.

Freitag, 19.05.2000

Ksar Ghilane, ca. 20 km

So, an diesem Tag sind wir wieder recht frueh aufgestanden, um das Ksar in Angriff zu nehmen. Schliesslich trugen wir eine nicht unerhebliche Buerde mit uns rum: letztes Jahr gaben einige Freunde mit ihren Twins nach 2 Stunden auf. Ausserdem hat es Carlo mit der Alp auch geschafft, sogar eine Freundin von ihm und das mit Gepaeck. Also, das Ksar wartet auf uns. Uwe konnte das Wort Tiefsand nicht so recht hoeren, so sind wir nur zu viert los und sind gleich rein in die Duenen. Prompt haben wir uns alle festgefahren, mit etwas Buddelei und dann mit dem Zaubermittel Gas und Geschwindigkeit zogen wir unsere Kreise in den Duenen. Tim gab beim zweiten Mal einbuddeln entnervt auf und mein hartnaeckiges Draengen auf Weiterfahrt wurde dann auch noch mit einem “Effenberg” kommentiert ;)

Rainer, Guido und ich sind dann weiter und kamen wider Erwarten sehr gut durch die Duenenund mussten nur einmal halten, weil so ein Touri-Kamel wohl nicht mit dem Sound meines Arrows klar kam. Sobald man die Fuhre in Bewegung hatte, war es relativ einfach, die Duenen zu meistern, man musste nur das Gas stehen lassen und einfach die Duenen entlang surfen. Selbst das Springen ueber die Duenen machte immer mehr Spass, soweit man die andere Seite einsehen konnte, war es auch kein Problem. Dann waren wir am Ksar.

Ein kurzes Jubeln und dann Fotos. Rainer wollte dann schnell wieder zurueck, weil seine Kupplung an seiner betagten RD03 verdaechtig roch. Guido und harrten noch etwas aus und bolzten dann zurueck. Reine Fahrzeit hinzu waren dann nur 6 Minuten, zurueckzu nur 4 Minuten. Danach nutzten wir die Touristenfreie Zeit, um schoene Wuestenfotos und einige Poserfotos zu schiessen.

Ab dem spaeten Vormittag verging uns das Spielen im Sand, weil es abartig heiss wurde. Lieber verbrachten wir die Zeit im Pool bei Bier und Tee. Das war so klasse, keine Touristen und nette Tunesier. Spaeter haben wir noch Schlammschlachten im Pool gemacht. ;) Ab 14 Uhr war mit den Pauschis zu rechnen und man konnte gut erkennen, wie die Jungs von den Staenden und Cafe´s sich darauf vorbereiteten: lange Hose an, traditionelles Hemd, Turban, alles, was die Touristen erwarten. Wir konnten uns gemeinsam mit den Jungs dort ein Lachen nicht verkneifen.

Der Abend wurde dann mit langen Gespraechen am Kochtopf verbracht. Wir sind dann doch recht frueh schlafen gegangen, weil wir am naechsten Tag nach Tataouine fahren wollten.

Samstag, 20.05.2000

Ksar Ghilane - Tataouine (Route P8), ca. 110 km

Das Schwierigste am Morgen war das Rauskaempfen aus der Oase. Denn weite Tiefsandfelder versperrten den Weg und eine vollbeladene Twin ist nicht der beste Untersatz, um verspurten Tiefsand zu bewaeltigen. Uwe machte seinem Nickname “McFly” alle Ehre und hat es nicht nur einmal geschafft, sich abzuwerfen oder festzufahren. Nach einiger Zeit waren wir dann auf der Teerstrasse vesammelt und konnten die Strecke in Angriff nehmen. Die Piste war relativ hart und anstrengend, aber da wir nur mit geringer Geschwindigkeit fahren konnten (Uwe´s TruemmerTwin) ist auch nix passiert. Eine kurze Rast haben wir an einem Brunnen mitten in der Pampa gemacht und sogleich Kippen und Feuerzeug geopfert.

Das Bild der Landschaft aenderte sich nun rapide. War vorher noch wuestenaehnliche Landschaft, wurde es nun mehr zur kargen Steppe mit einzelnen Bergen am Horizont (Auslaeufer des Dahar Gebirges). Irgendwann trafen wir auf eine Piste, die gerade frisch geschoben wurde. Das war insofern recht gefaehrlich, da man nun keine Loecher oder Steine sehen konnte, da sie alle unter einer planen Oberflaeche versteckt waren.

gegen Mittag kamen wir in Tataouine an und nahmen zum ersten Mal ein Hotel, das Hotel Gazelle auf Empfehlung von Jens. Nachmittags sind wir eine Werkstatt suchen gegangen, wo wir zumindest einen Richtbock und Werkzeug wie Hammer und Schweissgeraet finden konnten. Der Nachmittag beim mcguyvern der Twin von Uwe war das Highlight des Tages fuer die Anwohner, andauernd kamen neue Leute, um mal »Tach« zu sagen. So, die Twin sah dann auch einigermassen wie eine Twin aus, zwar ohne Instrumente, aber halbwegs gerichtet. Leider hat sich herausgestellt, das der Heckrahmen verzogen ist. Das wird Uwe erst zu Hause machen koennen. Abends sind wir lecker essen gegangen und bummeln in der Stadt.

Sonntag, 21.05.2000

Tataouine - Chenini - Guermessa - Tataouine, ca. 120 km

So, heute wollten wir uns die Felsenwohnungen in Chenini anschauen. Frueh morgens sind wir hin und haben uns die Sache angeschaut. Einfach faszinierend. Leider war das ein sehr, sehr heisser und schwueler Tag, alle ausser Guido und Uwe zogen es vor, die Klimanalage im Zimmer des Hotels auszuprobieren. Die beiden waren noch in Guermessa spielen ;)

Montag, 22.05.2000

Tataouine, Ksar Aoun - Ben Guerdana - Zarzis - Djerba, ca. 250 km

Wir haben entschieden, das wir unbedingt mal das Mittelmeer sehen und baden mussten. So sind wir eine nette Offroad-Piste bis Ben Guerdana gefahren. Das Ksar Aoun hat die groessten noch erhaltenen Ueberreste an Vorratsspeichern zu bieten. Diese Piste war sehr einsam und wenig abwechselungsreich. Leider war es auch sehr warm und schwuel, wie, als wenn einem ein heisser Foen in das Gesicht gehalten wurde. In Ben Guerdane kamen uns die Jungs mit den gruenen Scheinen entgegen, die dachten wohl, wir wollten durchfahren, aber Libyen stand doch nicht zur Debatte.

Djerba ist ein voellig flache Insel ohne nenneswerte Sehenswuerdigkeiten. Die Ost und Nordkueste ist fest in Touristenhand. Wir wurden ganz komisch angeschaut. Einerseits von den Touris: »Wieso fahren die mit dem Mopped nach Tunesien, die Wahnsinnigen« und die Eingeborenen: »Was zum Henker machen den diese Jungs hier auf Djerba, die waeren doch in Suedtunesien viel besser aufgehoben«. Aber die Westkueste von Djerba ist unbewohnt und da haben wir unser Quartier einfach an einem leeren Strand aufgeschlagen. Dort tragen wir auch das Paar mit ihrem G-Benz wieder, nun zum dritten Mal in Tunesien ;)

Wir sind schoen schwimmen gegangen, haben lecker Spaggetti mit Eigenbausosse aus Tomatenmark, Thunfisch und Harrissa gebaut und es uns schmecken lassen. Als es dunkel war, haben wir den Abend mit Gespraechen am Lagerfeuer ausklingen lassen. Aus Faulheit haben Uwe, Guido und ich dann draussen im Schlafsack geschlafen. Dienstag, 23.05.2000

Djerba - Medenine - Metameur - Toujane - Techine - Matmata, ca. 250 km

Sehr frueh ging es an diesem Morgen los, mit einer kleiner Faehre haben wir fuer 30 Millimes das Festland erreicht und sind dann schnurstracks nach Medenine und von dort auf feinsten Dirt-Tracks quer durch das Dahar-Gebirge nach Matmata gefahren. Diese Tagestour war eine der schoensten Strecken, die wir in Tunesien gefahren sind, wundervolle Landschaft, relative Kuehle und kaum Verkehr.

In Matmata haben wir uns dann doch lieber fuer das Hotel Matmata entschieden, weil auf Floehe hatten wir keine Lust. Die Hoehlenwohnungen der Einheimischen haben wir gegen Abend uns angeschaut und waren auch mal schauen in dem Hoehlenhotel, wo auch einige Szenen fuer einen Starwars-Film gedreht wurden.

Der Abend verging dann mit am Pool lungern und ordentlich Bir konsumieren sowie lecker Essen. Das war auch der einzige Abend, wo wir am naechsten Morgen Aspirin brauchten ...

Mittwoch, 24.05.2000

Matmata - Douz, ca. 190 km

Der Morgen begann leider nicht so gut. Guter Dinge, weil es so schoen kuehl war, fuhren wir aus dem Hinterhof des Hotels eine relativ steile, aber kurze Abfahrt herunter. Aber ich wusste nicht, das es in Matmata bissige Sackkarren gibt. Genau solch ein Exemplar sprang mich von der Seite an und verbiss sich in meinen rechten Alukoffer, sodass ich mich ploetzlich liegend geparkt an der Hotelmauer wiederfand. Nach dem Ermorden dieser hinterlisten Spezies wurde der Schaden an meiner Twin begutachtet. Nunja, die Vorderfront war etwas verbogen, das hatten wir relativ schnell gefixt und dann konnte die Fahrt weitergehen.

Wir fuhren sehr schoene Bergpisten, die nun leider schon asphaltiert sind in Richtung Douz. Am Cafe Sahara verabschiedete sich Uwe, der einen Tag frueher die Heimreise antreten wollte. Wir sind weiter nach Douz und mieteten uns wieder, als Einzige, auf dem Camping Desert ein. Nach etwas Herumlungern beschlossen Guido und ich die Direktverbindung Douz - Ksar Ghilane zu erkunden, da Guido diese Strecke eigentlich am naechsten Morgen gegen den Widerstand der anderen Jungs und der Nationalgarde fahren wollte. Wir sind dann diese Piste - oder was man dazu sagen konnte - ca. 30 km hineingefahren und drehten dann um. War langweilig und keine Herausforderung. Pisten sind wir schon genug gefahren. Sicher ist der direkte Weg ueber die Duenen aeusserst anspruchsvoll und wird bei den Temperaturen und den Sandverhaeltnissen nicht einfach sein, aber im Fruehjahr oder im Herbst, wenn der Sand tragfaehiger ist, dann sollte es mit der Twin und einem versierten Offroad-Fahrer leicht moeglich sein.

Spaeter waren wir noch mit den anderen Jungs in Douz in den Duenen spielen, nicht ohne beim Vorbeifahren an den (deutsche) Touristen kraeftig zu prollen. Was sein muss, muss sein ... ;) Leider habe ich hier in den Duenen einen meiner Handschuhe geopfert, was ansich nicht schlimm ist, nur hatte ich nur noch ein Paar Membranhandschuhe als Ersatz dabei, was sich im Nachhinein als schlechte Alternative bei der Hitze herausstellte.

Donnerstag, 25.05.2000

Douz - Kebili - Mahres - Sfax - El Chebba, ca. 360 km

So, das sollte unsere Transferetappe in den Norden sein. Wir wollten auf jeden Fall das alte Amphitheater in El Jem besuchen und wenn moeglich, noch die Religionshauptstadt Kairouan. Aber an diesen Morgen begann es zu regnen. Es war ziemlich doof, in Afrika im Hochsommer sein Zelt im Dauerregen abzubauen und aufzuroedeln. Im Regen sind wir dann auch weitergefahren. Spaeter besserte sich das Wetter, sodass wir uns entschieden, die Bergkette hinter Kebili ueber einen Pass auf einer Piste zu queren. So richtig haben wir diesen Pass nicht gefunden und auch die Einheimischen haben uns in alle 4 Himmelsrichtungen geschickt. Letztendlich haben wir uns im Nationalpark dort offroadmaessig ausgetobt - was wie allerdings nich wussten - und sind dann spaeter in Sfax angekommen. Dort haben wir mehrere Hotels abgeklappert, aber keines konnte oder wollte die Motorraeder irgendwo geschuetzt abstellen lassen. Dummerweise fing es noch an zu regnen und wir entschieden uns, an der Kueste entlang zu fahren und ein Hotel oder eine Pension zu finden. Die Bombination brutaler Verkehr und Regen auf den schmutzigen Strassen ergab eine aeusserst gefaehrliche Mischung. Die Strassen waren glatt wie Eis und ich fuhr wie auf rohen Eiern - die Blitzeisgeschichte mit endlosen Crashes im Winter steckte noch zu tief drinne. Dann wurde es langsam dunkel und wir hatten noch immer kein Hotel gefunden. Nachts in Tunesien zu fahren ist schon aeusserst gefaehrlich. Man glaubt garnicht, was alles so im Dunkeln herumkreucht. Dann die ganze Sache noch bei Regen. Absolute Schei**e.

In El Chebba sollte es ein Hotel geben. Der Polizist, den wir trafen, fragte mehrmals, ob wie nicht die 37 km bis zum groesseren Ort fahren wollten. Als wir dann das Zimmer hatten, wussten wir warum :(. Absolut unterste Qualitaet. Furchtbar, schmutzig. Geschlafen haben wir im Schlafsack, bloss nicht mit der nackten Haut auf irgendwas kommen. Das Klo war unter aller Sau. Naja, Hauptsache trocken und schlafen.

Freitag, 26.05.2000

El Chebba - Mahiba - El Jem - Sousse - Hammamet - Nabeul, ca, 350 km

Raus aus dem Stinkloch, Maschinen aufgeroedelt und ab nach El Jem. Leider regnete es immer noch und es hoerte auch nicht mehr auf. Das Amphitheater haben wir im Regen begutachtet und sind dann schnurstracks an der Kueste entlang nach Nabeul gefahren. Wir wollten nur noch in die Naehe von Tunis und irgendwo trocken unterkommen. Durch einen dummen Zufall haben wir ein gutes Hotel in Nabeul in der Naehe zum Strand gefunden, was zudem noch sehr preiswert war; dort konnten wir die Maschinen hinten am Pool trocken unterstellen, da noch keine Saison war.

Wir haben wir dann technischen Dienst an den Maschinen gemacht, die sahen dermassen dreckig aus, furchtbar. Klamotten mussten getrocknet und auch mal gereinigt werden und ausserdem hatten wir die Schnauze voll vom Regen.

Abends waren dann Tim, Guido und ich in der Hotelbar und haben etliche Bierchens geschluerft und dann wurden die Zuhaelter auf uns aufmerksam und wollten uns ihre Schaefchen verticken. Haette ich nicht gedacht, das das im strengglaeubigen Tunesien geht. Aber wo Touristen sind ...

Samstag, 27.05.2000

Nabeul

Dieser Tag stand im Zeichen der Pflege der Maschinen und Klamotten sowie Ausruestung. Wir haben uns auch mal die Souks von Nabeul angerschaut, aber es war nur eine ueble Abzocke. Naja, die Touris haben es nicht anders verdient.

Den ganzen Abend haben wir Billard gespielt, gegen Tunesier und Algerier. Es war sehr lustig und mit ordentlich Bier.

Sonntag, 28.05.2000

Nabeul - Tunis, ca, 85 km

Der Tag der Abreise. Frueh noch gut fruehstuecken und dann aufroedeln und ab. Mittags waren wir in Tunis, das Wetter war natuerlich wieder gut und wir haben die letzten Kroeten noch vertankt, sogar die Kanister habe wir gefuellt, als wir eine Schlagzeile der Bild-Zeitung ueber die deutschen Benzinpreise sahen. Gegen 15 legte das Schiff ab, diesmal die alte Liberte nach Marseille.

Die restlichen »paar« Kilometer von Marseille ueber das Twintreffen bei Montpellier nach Cottbus erzaehlt ein anderer Reisebericht.